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Führung im Stadtmuseum im Schloß

28.01.25 Thema: „Flüchtlinge und Vertriebene im Niedersachsen der Nachkriegszeit“

Vom Ihr zum Wir – Flüchtlinge und Vertriebene im Niedersachsen der Nachkriegszeit mit Wolfsburger Situation und seinem Wachsen


Wolfsburg ist noch eine recht junge Stadt, sie wurde erst 1938 gegründet. Mit der einstigen Kleinstadt Vorsfelde (1145) kann sie altersmäßig nicht mithalten. Aber durch Folgen des zweiten Weltkrieges fanden sehr viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene in Wolfsburg ein neues Zuhause. Im Jahr 1957 waren es etwa 24.000. Zum Thema „Flüchtlinge und Vertriebene im Niedersachsen der Nachkriegszeit“ läuft aktuell eine Ausstellung im Stadtmuseum im Schloss. Wolfsburg wird in der Ausstellung anschaulich mit berücksichtigt.
Regina Hoppe aus dem Landfrauenverein Vorsfelde und Umgebung hat zu einer Führung am 28. Januar eingeladen, denn auch im Landfrauenverein leben zahlreiche Mitglieder mit einer Fluchtgeschichte. Dr. Arne Steinert aus dem Stadtmuseum unternahm mit 20 Frauen einen Rundgang durch die Wanderausstellung mit Wolfsburger Beispielen. Anschaulich und sehr gut erklärt. Fotos von einstigen Baracken, neuen Wohnhäusern mit Blick zum Mahnmal, Umzügen der Landsmannschaften, dem 25. Stadtjubiläum oder durch die Flucht gerettete Gegenstände. Anschauliche Landkarten, aus denen die Flüchtlinge kamen.
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Wolfsburg stellten Objekte für diese Ausstellung zur Verfügung. Da waren zum Beispiel ein Schlitten mit Rädern, ein Kinderteller aus Metall, ein verschließbarer Aluminiumtopf oder ein selbst genähter Rucksack, der bei der Flucht aus Pommern wichtig war. Regina Hoppe hatte ein von ihrem Vater gemaltes Bild zur Verfügung gestellt und einen Elch aus Bronze, Symboltier von Ostpreußen. Und ein Buch über ihre Mutter, das sie aus vielen Tagebuchaufzeichnungen, zahlreichen Zetteln und Erzählungen zusammengestellt hat. Zu sehen in einer der Schubladen.



Dr. Steinert wies auch auf einige bekannte Wolfsburger Geschäftsleute mit Fluchtgeschichte hin. Zum Beispiel Malereibetrieb Brielich, Bäckerei Kutzner und Fleischerei Gmyrek aus Schlesien. Zu ihnen gehörte auch Frieda Borchardt aus Pommern, die Besitzerin der einstigen Pinguin-Milchbar in der Kleiststraße. Wer kennt sie nicht. Die Teilnehmerinnen waren beeindruckt, gaben Kommentare aus ihren eigenen Erfahrungen wieder. Hannelore und Rosie erzählten, dass sie zum Beispiel am Umzug zum 25.Stadtgeburtstag mit ihrer Schule teilgenommen haben.
Auch kam die Frage auf: Was nimmst du mit, wenn du flüchten musst?


Regina bedankte sich herzlich im Namen der Frauen bei Dr. Arne Steinert mit einer selbstgefertigten Karte. Text: „Gedanken sind wie Blätter. Sie wachsen, verändern sich, wehen von dannen oder werden geachtet und notiert für die Ewigkeit.“


Noch bis zum 4. Mai 2025 läuft diese Ausstellung. Sie ist sehenswert, besonders jetzt im aktuellen Zeitgeschehen.


Bericht und Fotos: Gudrun Meier